Die EuroTier 2024 in Hannover hat mit ihrem Leitthema „We innovate animal farming“ eindrucksvoll gezeigt, wie die Nutztierhaltung der Zukunft aussieht. Über 2.200 Aussteller aus 51 Ländern und mehr als 120.000 Fachbesucher aus aller Welt machten die Messe vom 12. bis 15. November zu einem Meilenstein für Innovation, Tierwohl und Nachhaltigkeit. Besonders Österreich zeigte auf der internationalen Bühne der Tierzucht seine Stärken.
Österreich im Fokus: Spitzen-Genetik und nachhaltige Zucht
Österreich nutzte die EuroTier, um die Vielfalt seiner Tierzucht zu präsentieren. Der Gemeinschaftsstand in Halle 11 und die Auftritte am TopTierTreff boten eine perfekte Bühne für heimische Rassen wie Fleckvieh, Brown Swiss, Holstein, Pinzgauer und Grauvieh.
Fleckvieh als Universalrasse:
Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Rasse Fleckvieh, die als Allrounder für Milch- und Fleischproduktion gilt. Reinhard Pfleger, Geschäftsführer von Fleckvieh Austria, hob die Doppelnutzung der Rasse hervor. Die Nachkommen von HAMLET Pp* zeigten, wie die Hornlosigkeit in der Zucht vorangetrieben wird, ohne Kompromisse bei Leistung und Tierwohl einzugehen.
Brown Swiss und Holstein:
Auch Brown Swiss und Holstein aus Österreich glänzten mit ihren Top-Nachzuchten. Kühe wie RANDALL aus dem Salzburger Rinderzuchtverband zeigten exzellente Milchleistung und Grundfutteraufnahme. Die Brown-Swiss-Nachzuchten von GS AUSTRIA überzeugten mit Vitalität und hoher Persistenz.
Erhaltungsrassen als Publikumsmagnet:
Mit Original Pinzgauer und Grauvieh präsentierten sich zwei mutterkuhgeeignete Rassen, die über Österreich hinaus große Nachfrage genießen. Experten wie Anna Koiner von Fleischrinder Austria und Stefanie Zottl (Nachhaltige Tierhaltung Österreich) standen internationalen Interessenten Rede und Antwort.
Highlights der Expert Stages: Fachwissen für alle Bereiche
Auf den zahlreichen Expert Stages wurden zentrale Themen der Tierhaltung behandelt, von Tierwohl und Fütterung bis hin zu Robotik und Nachhaltigkeit.
Geflügel:
Die Bühne in Halle 17 thematisierte die Gesunderhaltung der Bestände durch optimierte Fütterung und digitale Assistenzsysteme. Ziel ist es, den Antibiotikaeinsatz zu minimieren und gleichzeitig das Tierwohl zu maximieren.
Rind:
Die Expert Stage Rind bot Vorträge zu emissionsarmer Haltung, nachhaltigen Fütterungstechniken und der Integration von FarmRobotix in den Alltag. Der TopTierTreff in Halle 11 präsentierte zudem beeindruckende Tierpräsentationen, etwa zur Milchleistung und Zuchtstrategie.
Schwein:
In Halle 15 standen Lösungen für den Kupierverzicht und nachhaltige Schweinehaltung im Mittelpunkt. Talkrunden und Kurzvorträge, z. B. von „Pig Progress“, beleuchteten internationale Ansätze zur Verbesserung der Darmgesundheit und des Sauenmanagements.
Pferd:
Der Thementag Pferd am EuroTier-Mittwoch zeigte, wie Automatisierung und innovative Haltungsansätze die Arbeit in Pferdebetrieben erleichtern können. Fachvorträge zu Pferdeausläufen und digitale Lösungen zur Arbeitsorganisation rundeten das Programm ab.
Technologische Innovationen: KI und Automatisierung im Fokus
Eine der bahnbrechenden Neuerungen der EuroTier 2024 war der Einsatz von KI-Simultanübersetzern. Diese ermöglichten es internationalen Besuchern, Fachvorträge in Echtzeit zu verfolgen.
Besonders FarmRobotix beeindruckte mit neuen Automatisierungslösungen. Systeme wie das automatische Anschieben von Futter zeigten, wie Robotik die Effizienz steigern, die Arbeitsbelastung senken und gleichzeitig das Tierwohl fördern kann.
Mobile Schlachtung und Direktvermarktung: Ein wachsender Trend
Erstmals widmete sich die EuroTier umfassend der mobilen Schlachtung. In Halle 13 präsentierten Hersteller und Experten Lösungen für regionale Vermarktungskonzepte. Alexander Hezner aus Bayern stellte sein Geschäftsmodell vor, das die teilmobile Schlachtung von Rindern stressfrei und wirtschaftlich umsetzt.
Alexander Kern, Biolandwirt aus dem Odenwald, erläuterte die Vorteile vollmobiler Geflügelschlachteinheiten, während Ralf Remmert modulare Lösungen für die Hofschlachtung von Schweinen präsentierte. Diese Ansätze bieten Betrieben neue Möglichkeiten, Tierwohl und Wirtschaftlichkeit zu verbinden.
Österreich als internationaler Partner für Tiergenetik
Mit 20.000 Zuchtbetrieben und 440.000 Herdebuchkühen ist Österreich ein bedeutender Akteur in der Tierzucht. Täglich werden rund 70 Rinder aus Österreich exportiert. Die EuroTier bot eine Plattform, um bestehende Partnerschaften zu stärken und neue Märkte zu erschließen.
Besonders das Fleckvieh, als weltweit geschätzte Rasse, fand auf der Messe großen Zuspruch. Neben der Hornlos-Zucht wurden auch zukunftsweisende Konzepte wie nachhaltige Fütterung und Resilienz hervorgehoben.
Fazit: Ein voller Erfolg für Innovation und Austausch
Die EuroTier 2024 war erneut ein Meilenstein für die Nutztierhaltungsbranche. Österreich konnte sich als innovativer Partner mit zukunftsweisender Genetik und nachhaltigen Konzepten präsentieren. Mit einem starken Fokus auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Tierwohl setzte die Messe wichtige Impulse für die Zukunft der Branche.
Die nächste Eurotier findet vom 10. – 13. November 2026 in Hannover statt.
© RZA/Kalcher
